Um was geht’s?
Stella Gibson ist wie sie ist: Kühl, abgeklärt und macht einen guten Job als Detective Superintendent. Sie ist attraktiv, solo, aber durchaus kontaktfreudig. Sie wird von London nach Belfast verfrachtet, um dort einige Serienmorde aufzuklären und die Ermittlungen zu leiten.
Paul Spector ist wie er ist: Organisiert, ruhig und macht einen guten Job als Familientherapeut. Er ist mit Sally-Ann verheiratet, zwei Kinder. Nebenberuflich killt er junge, brünette Frauen, die er zuvor gut auskundschaftet und Höschen aus der Schublade klaut.
Die beiden verbindet lediglich ihre Leidenschaft: Das Morden und das Aufklären derselben – beide verfolgen und jagen sich gegenseitig.
Was ist besonders?
Zusammengefasst ist es das: Eine Serie aus zwei Perspektiven. Stella Gibson, die versucht den Täter zu fassen, straight und ohne viel Schnickschnack. Und Paul Spector, der versucht nicht aufzufliegen. Die Zuschauer wissen – ganz im Gegenteil zu den Ermittlern – bereits zu Beginn wer der Täter ist, er ist quasi Voyeur der ganzen Szenerie. Besonders bei einigen Sequenzen ist die Parallelität deutlich zu erkennen:
ACHTUNG SEX: Stella vergnügt sich mit ihrem Kollegen, den sie Momenten zuvor zum ersten Mal an einem Tatort getroffen hat. Sie nimmt sich das, worauf sie Lust hat ohne Verbindlichkeiten einzugehen. So ist es auch egal, ob der gutaussehende Polizist nun verheiratet ist oder nicht. Gleichzeitig ergibt sich Paul Spector seiner sexuellen Leidenschaft. Er überfällt sein gut ausgespähtes Opfer, fesselt sie nackt ans Bett und foltert sie.
Die Serie ist an verschiedenen Rollen interessiert: die der Opfer, die des Täters und die der Ermittler. Das macht sie besonders.
Gilian Anderson als Garant
Stella ist angenehm: Sie redet bedächtig, ruhig, ohne Verwirrungen aufkommen zu lassen. Sie muss als starke Frau nicht ihren „Mann“ stehen, sie geht ganz einfach ihrem Job nach – ganz ohne Attitüden und ohne diese Eigenschaft hervorzuheben. Auffällig ist es aber dennoch: In den meisten Serien werden starke Frauen in der Hauptrolle übermäßig dargestellt. Launisch oder exotisch, extrem tussig oder als Mannsweib. Das ist in „The Fall“ nicht der Fall.
Stella Gibson ist nicht so abgeklärt wie vermutet. Sie agiert zwar berechnend, ist aber alles andere als gefühlskalt. Sie kann ihre Tränen bei der Sichtung eines Opfervideos nicht verbergen und ist geplagt von Albträumen, die sie in einer Art Tagebuch dokumentiert. Stella ist es allerdings, über die der Rezipient am wenigsten erfährt. Nur das, was er wirklich sieht. Keine geheimen Gedanken, keine ausgesprochenen Gefühle.
Gilian Anderson sieht nicht nur verdammt gut aus, ihr ist auch die Rolle wie auf den Leib geschneidert. Brillant und kühn – absolute Spitzenbesetzung.
Der offizielle Trailer zu The Fall
Die Hauptcharaktere in „The Fall“
Gilian Anderson als Stella Gibson, die Ermittlerin
Jamie Dornan ist Paul Spector, Therapeut und Verdächtiger, den allerdings nur die Zuschauer als Verdächtigen kennen
John Lynch spielt Jim Burns, ebenfalls Ermittler und Ex-Affäre von Stella Gibson
Bronagh Waugh als Sally-Ann Spector als Mutter zweier Kinder und Ehefrau von Paul Spector
Archie Panjabi als Dr. Tanja Reed-Smith, Gerichtsmedizinerin
Aisling Franciosi spielt Katie Benedetto, eine junge Nachbarin und Babysitterin von Spectors Kindern
Kategorie: Drama, Thriller, Krimi
Staffeln: 3 +
Anzahl der Folgen: 16
Länge: ca. 60 Minuten
Jahr: seit 2013 (in Deutschland erstmals 2015 im ZDF)
Produktion: Fables Limited, Artists Studio, BBC Northern Ireland
Produktionsland: Großbritannien
Sehenswert?
Anfangs dachte ich, dass „The Fall“ einfach wieder eine Drama- und Krimiserie ist, die wie jede andere auch: Opfer + Serienmörder + Ermittler = Jagd kann beginnen. Im Prinzip ist es das auch, aber der Fokus liegt etwas anders. Stella Gibson ist es, die die Serie so sehenswert machen. Sie ist ein Charakter, dem man einfach folgen will und alle Episoden in einem Zug durchschauen könnte. Auch Jamie Dornan trägt dazu bei: Sein Blick lässt schon Böses vermuten. Das verpackt in eine interessante Erzählstrategie macht es wirklich sehenswert. Staffel 1 und 2 sind bereits erschienen, Staffel 3 kommt hoffentlich ganz bald. Hier geht’s direkt zum Anschauen: Netflix.